Reiz des Unbekannten
Die Grundeigenschaft aller Lebewesen ist die Neugier. Selbst die scheinbar „tumben“ Kühe interessieren sich meist mehr für die Grashalme hinter dem Zaun als für die naheliegenden davor. Wir Menschen sind da nicht anders. Deshalb gab es schon früh in der Geschichte Seefahrer und Entdecker, deshalb gibt es heute bei vielen den Wunsch nach Reisen an die entlegensten Orte der Welt, und neue Welten haben sich nun auch schon den ersten Touristen im Universum erschlossen. Das Andere, Neue zu sehen, reizt den Menschen stets von neuem. Und die schönsten Momente erlebt man manchmal, wenn man nicht den ausgetretenen Pfaden folgt, sondern einfach drauflosläuft, sich mutwillig verirrt.
Entdeckungen machen
Immer schon haben Menschen Geschichten vom Reisen fasziniert. „Es gehört zum Menschsein dazu, ins Unbekannte zu fahren, um neue Welten zu entdecken“, heißt es in einem der vorgestellten Bücher. Und in einem anderen: „Eines Tages machte jemand den Anfang und begab sich zu einem anderen Ort.“
Aber was war eigentlich das Erlebnis daran: das unbekannte, reizvolle Ziel oder das Reisen selbst, das Herauskommen aus dem Alltag der Gegenwart, das neugierig und offen Sein für das Neue, Fremde, Andere, rund um einen herum? Aus den kleinen Reisen Einzelner oder überschaubarer Gruppen wurden große. Manche haben mit ihrem Leben dafür bezahlt, vor allem Wissenschaftler und Forscher wie Amundsen und sein Rivale Scott bei der Eroberung des Südpols. Aber trotz aller Strapazen haben die Reisenden immer von den Bewohnern der anderen Länder und Kontinente gelernt; den besagten Amundsen etwa lehrten die Inuit den Hundeschlitten zu fahren, wo anderes nicht mehr möglich war.
Reisen im Wandel der Zeit
Immer weiter gingen die Reisen, vor allem mit Schiffen; immer besser lernte man die Kontinente und ihre Länder kennen, vor allem, als innerländisch die großen Überlandzüge ins Spiel kamen, wie der Orientexpress oder die Transsibirische Eisenbahn. Aber irgendwann war dann auch deren Zeit vorbei. Der Orient-Express wurde eingestellt, Bahnkilometer stillgelegt. Schnelligkeit hieß nun das Zauberwort, auf der Straße, in der Luft. Vor einigen Jahren glaubte man die Zeit der Überlandzüge eigentlich beendet, nur ein paar Luxuszüge galten noch als snobistische Attraktionen. Heute hat sich dieser Trend wieder gewendet, denn der Klimawandel verschafft der Eisenbahn neue Vorteile im Blick auf den Umweltschutz, die man seinerzeit nicht absehen mochte.
Reisefaszination und fremde Eindrücke
Vielleicht sind es heute Kinder, deren kleine Hände manchmal kaum schon ein Bilderbuch halten können, die noch die reinste Faszination und Verzauberung des Reisens und Entdeckens spüren. Niemand hat von Geburt her Vorurteile, jede/r ist auf der frühesten Stufe offen für Fremdes und neue Eindrücke. Nicht umsonst sind in den letzten zweihundert Jahren Werke entstanden, die heute vor allem als Bilderbuch zum Klassiker geworden sind.
Wir haben uns aufgemacht, solche Bücher aufzuspüren, und beim Lesen selbst den Reiz des Neuen empfunden, der uns auch das Vertraute mit anderen Augen sehen lässt – und dabei haben wir auch die Zeitlosigkeit dieses Themas entdeckt, zu dem es im letzten Sommer schon ein Special gab, mit einer ganz anderen Gewichtung.
Das Andere, Neue zu sehen, reizt den Menschen stets von neuem. Und die schönsten Momente erlebt man manchmal, wenn man nicht den ausgetretenen Pfaden folgt, sondern einfach drauflosläuft, sich mutwillig verirrt.
